ULMER VERLAG
Am Anfang unserer Verlagsgeschichte stehen zwei Buchhandlungen, die Belsersche in Stuttgart und die Dornsche in Ravensburg. In beide haben die Geschwister Eugen und Julie Ulmer eingeheiratet. Aus familiären Gründen zieht Eugen Ulmer mit seiner Frau dann nach Ravensburg um, übernimmt die Dornsche Buchhandlung in Vertretung für beide Familienteile und gründet aus ihr heraus schließlich 1868 den Eugen Ulmer Verlag, während der Sohn seiner Schwester Pauline, Otto Maier, die Dornsche Buchhandlung übernimmt und sie etwas später zum Otto Maier Verlag macht. Es war eine Phase des Medienwandels, sehr vergleichbar mit unserer heute. Veränderte Druckmaschinen ermöglichten hohe und sehr günstige Auflagen, die durchs Eisenbahnwesen perfektionierte Logistik sicherte die schnelle Zustellung im gesamten Reichsgebiet. Und der steigende Wohlstand des Bürgertums, die breite Schulbildung und nicht zuletzt die industrielle Fertigung von Glühlampen ab 1880 sorgten für eine nie dagewesene Nachfrage nach Gedrucktem. Zahllose Verlage entstanden in dieser Zeit und Eugen Ulmer beschloss, sich auf Fachinformationen rund um Landwirtschaft und Gartenbau zu konzentrieren. Handbücher und Lehrbücher, Naturführer, Praxishefte, Zeitschriften, ja sogar Wandtafeln für den Unterricht gab es im Verlagsprogramm. Viel hat sich daran bis heute nicht geändert. Der Verlag hat sich über vier Generationen um Gartenbau und Landwirtschaft verdient gemacht, hat die Mediengeschichte dieser Berufe mit wichtigen Zeitschriften mitgeschrieben, hat Lehrbuchtypen und Schulbücher entwickelt und damit die Ausbildung an Schulen und Hochschulen geprägt. Und hat nicht zuletzt mit fachlich fundierten Büchern für Laien die Privatgärten, die Pflanzenverwendung und die Heim- und Nutztierhaltung mit beeinflusst. Über die Weltkriege kam man nicht ohne Schaden, die Bomben machten einen kompletten Neuanfang notwendig. Der Wiederaufbau musste durch Fachinformationen begleitet werden, die Unis verlangten nach Lehrbüchern, die Schulen nach Ausbildungsmaterial, das Wirtschaftswunder mehrte die Eigenheime mit Gärten, der Ökotrend wollte in Garten und Landwirtschaft begleitet werden. Mit der Wiedervereinigung boomte das Geschäft erneut, eine ganze Gesellschaft sollte mit neuen Büchern und Zeitschriften ausgestattet werden. Dann kamen die ruhigeren Jahre, wirtschaftlich mager, mit abnehmenden Schülerzahlen, Kürzungen in den öffentlichen Kassen und schrumpfenden Wirtschaftszweigen durch Globalisierung, durch hohe Energiekosten, oder auch einfach durch neue, andere Trends.Mitarbeiter und Familie steuerten den Verlag durch ruhige und stürmische Gewässer, immer bemüht gemeinsam die Aufgaben anzugehen, Ziele gemeinsam zu erreichen. Jedes Jahr sind die Zahl der Neuerscheinungen, die Zahl der Mitarbeiter und der Umsatz ein bisschen angewachsen, mal schneller, mal langsamer. Heute befindet sich der Verlag erneut in einem Medienwandel, wie bei seiner Gründung. Nur statt besserer Druckmaschinen gibt es heute die digitale Kopie, statt des Eisenbahnetzes gibt es das Internet und statt einer Bildungsrevolution leben wir in einer Zeit der vollständigen Demokratisierung der Medien, in der jeder zum Autor und Verleger mit Social Media wird. Heute richten wir den Verlag neu aus, reagieren auf veränderte Lesegewohnheiten, auf neues Mediennutzungsverhalten, auf neue Endgeräte und Geschäftsmodelle. Wenig erinnert auf den ersten Blick an den Start in der Dornschen Buchhandlung. Auf den zweiten Blick ist aber fast alles gleich: die Landwirtschaft und der Gartenbau, für die wir tätig sind, die Familie, die den Verlag steuert und zusammenhält, und die Mitarbeiter, die ihn mit ihren Ideen und Fähigkeiten zum Leben bringen.